Hannes Zerbe Quintett – Live im A-Trane Berlin

JHM 290
2022

Jürgen Kupke - cl
Nico Lohmann - sax
Hannes Zerbe - p
Horst Nonnenmacher - b
Christian Marien - dr

1. Chronos (5'22) / 2. Pasacaglia für David (7'00) / 3. Mahlerei (5'39) / 4. Trio Kunz (4'35) / 5. Monalisa (9'27) / 6. Stiller 2 (5'43) / 7. Lydische Ballade (9'54) / 8. Part XVIII (7'41)

Das Hannes Zerbe Quintett fand sich anläßlich der Verleihung des „Jazzpreis 2021“ der Stadt Berlin zusammen, mit dem am 9. Juni 2021 der Pianist und Komponist Hannes Zerbe ausgezeichnet wurde. Hannes Zerbe sucht in seiner Arbeit immer wieder die Nähe zu Material aus dem Bereich der klassischen E-Musik und schafft dabei über die Originalität seiner Klangvorstellungen und die Stringenz seiner Improvisationsideale einen fluktuierenden Austausch zwischen zwei scheinbar unvereinbar nebeneinander stehenden musikalischen Ebenen. Und so stammen die Kompositionen der vorliegenden Produktion überwiegend von Hannes Zerbe und zeigen zum wiederholten Male seine Fähigkeit, auf diesem Weg überzeugende Brücken zu unterschiedlichen Improvisationskonzepten zu schlagen.

(VÖ: 13.04.2022)

  • Bestes Konzert 2021 (Angela Ballhorn, Jazzthetik 01/02-2022: 58)
  • "Was Kupke da wegtiriliert, zwingt mich zum Eingeständnis, dass ich Dschörman Dschäss immer noch eher unter- als überschätze. Beim in Erinnerung schwelgenden 'Monalisa' geht ein geheimnisvolles Lächeln nicht aus dem Sinn. Die Deutschen können Balladen und große Gefühle mit Speckschwarte, zweifellos, aber der Sound und das Feeling, um derart an die Nieren zu gehen, die mussten erst eingedeutscht werden. 'Lyrische Ballade' zeigt das gleich nochmal, allerdings wie vom eigenen Überschwang durch die Luft getragen und himmelweit weg vom 'Geist der Schwere', den Nietzsche den Deutschen vorgeworfen hat. Dazu wird, ohne Beat, ad hoc das melancholisch brütende und bis auf kurios federn­des Basswerk ganz verstummende 'Trio Kunz' angestimmt."
    (Rigobert Dittmann, Bad Alchemy 114)
  • "Die Zeit scheint zu eilen, lauscht man 'Chronos'. Nicht nur der Schlagzeuger mit seinem treibenden  Schlagwerk ist Teil der Zeit, sondern auch der Pianist mit seinen distinkten, diskanten Setzungen. Bisweilen meint man das stete Rattern einer Tram oder Eisenbahn zu vernehmen. Zugleich vermittelt die Musik das Leben der Großstadt mit geschäftigem Hin und Her, in das vor allem die Bläser des Ensembles eingebunden sind. Ja, auch das Schrille der Großstadt wird eingefangen, so der Eindruck, das Zucken der Neonreklameschilder, der ewige Fluss von Autos, die zahlreichen Flaneure vor den Schaufenstern, so wie sie August Macke in seinen Gemälden festgehalten hat. Ist da nicht in der Komposition auch ein wenig Eisler eingebunden?"
    (Ferdinand Dupuis-Panther, Jazz'halo, 2022)
  • "Der mittlerweile 81 Jahre alte Pianist, Komponist und Bigband-Leiter Hannes Zerbe, der sich schon zu DDR-Zeiten nicht an den Jazz-Mainstream hielt, kredenzte an diesem Abend sehr zur Begeisterung des Publikums ein vielfältiges, abwechslungsreiches und sehr eigenwilliges Programm, für das er engstens vertraute Musiker um sich versammelt hatte [...]. Alle Kompositionen stammen von Zerbe und sind Stücke von hohem Erinnerungswert, mit originellen udn entsprechend einprägsamen Themen [...] Die hervorstechendsten Merkmale dieser Aufnahme sind zum einen das begeisterungsfähige Temperament, mit dem hier Musik gemacht wird - auch Witz, Humor, gute Laune und lustige Bläserklänge gehören dazu. Zum anderen die hohe Improvisationskunst, die Straffheit der Materialorganisation, stets thematsch abgeleitet, so dass die Zusammenhänge immer klar bleiben. Das alles geht den Musikern scheinbar ganz leicht und ohne Widerstände von der Hand - Routiniers eben. Hannes Zerbe macht, was er will, und das macht er sehr gut."
    (Benno Bartsch, Jazz Podium 05/2022: 56 f.)
  • "Immer wieder überraschend ist, wie klug ausgesetzte Bläserstimmen samt Klavierakkorden großorchestral klingen können. Zerbes Quintett strotzt vor Spielfreude, die Kompositionen für das Konzert sind klug ausgewählt [...]. Mit diesem erfrischenden und jungen Programm hat sich der Pianist den Jazzpreis der Stadt Berlin mehr als verdient, und es ist schön, das Konzert [...] mit seiner unglaublichen Energie nachhören zu können. Absoluter Hörtipp!"
    (Angela Ballhorn, JazzThetik 05/06-2022: 61-63)
  • "Groß ist die stilistische Bandbreite der Originale aus Hannes Zerbes Feder - von der Klassik-Hommage („Mahlerei“) bis zur geradezu nostalgischen Jazz-Schmachtenummer („Monalisa“); als Kontrastprogramm erfrischt ausgelassenes Miteinander in Freejazz-Tradition. Das gesamte Album ist von liberalem Teamgeist beseelt und lässt einen mit überbordender Improvisierlust und spontanem Austausch entzückt vor den Lautsprecherboxen mitwippen."
    (Stefan Uhrmacher, Saarbrücker Zeitung, 03.06.2022)
  • "Touches of Saxon martial music come from the Zerbe group as early as the introduction to track one, with a selection of reed flutters, squeals and tongue slides in double counterpoint, press rolls and string smacks populating the middle section until the band marches back to the bouncy head. The circle is completed with the concluding 'Part XVIII'. Syncopated beats are emphasized throughout the tune with a pounding beat provided by Marien’s ruffs and piano comping, as the glissandi from the sax and clarinet suggests Cool Jazz meets Klezmer. [...] Each musicians is involved throughout as well, with Marien making the most of an extended drum feature on one track and Nonnenmacher’s steady pulse used to emphasize and toughen the narratives."
    (Ken Waxman, Jazzword, 12 Sep 2022)

     

    >> Übersetzung nötig? / Need a translation? <<
    Mate Translate, DeepL