Joachim Ullrich Family of Choice – Five Simple Songs
Andy Haderer, Matthias Schwengler, Chris Mehler, Heidi Beyer - tp, flgh
Janning Trumann, Moritz Wesp, Tim Hepburn - tb; Robert Hedemann - b-tb
Roger Hanschel, Theresia Phillips, Claudius Valk, Victor Fox, Steffen Schorn - reeds
Werner Neumann - g; Sebastian Sternal - p; Robert Landfermann - b; Jonas Burgwinkel - dr
Joachim Ullrich - cond, comp
1. The Private Eye (6’29) / 2. The Small Village (7’58) / 3. New Elephants for an Old Friend (8’24) / 4. Last Picture of Solaris (10’23) / Change of the Gamechanger (9’27)
For this album, Joachim Ullrich fulfilled his long-held wish to put together a band without any compromises. Above all, he wanted to unite different generations and musical approaches in one band. As with Manfred Schoof in the 80s, this meeting of such varied characters has produced a stimulating and exciting new musical mixture.
- "Er [Ullrich] treibt als anderer Gil Evans tanzende Elefanten durch rhythmischen Katarakte wie von Don Ellis, stellt prächtige Soli vor die Cinemascopeleinwand des üppig kolorierten Orchesterklangs. Hot Dogs an der Würstchenbude, Hollywood als Dom, eine Trompete als Alien, Abercrombie outer Space, Brass-Tänzchen unter anderer Schwerkraft, heavy oder lind. Mit Ullrich als Mastermind dieser Games und polymorphen Changes, durchsetzt mit sprudelnd insistenten oder sophisticated perlenden Statements.
(Rigobert Dittmann, Bad Alchemy 123: 35) - "Schwungvolle, moderne und interessant arrangierte Musik für großes Orchester. Wir bekommen fünf Stücke und mehr als 42 Minuten Musik. Man kann sich also auf viele musikalische Wendungen, Geschichten und Improvisationen freuen. Ein Muss für Fans großer Musikensembles!"
(Jacek Brun, jazz-fun, Apr 2024) - "Die Stücke sind komponiert, lassen aber auch Raum für (zum Teil) freie Improvisationen. Harmonien dominieren, zwischendurch wird es allerdings auch frei-metrisch und polyrhythmisch - aber nie so dominant, dass das Chaos regiert [...]. Die Musik weist viele Stimmungswechsel auf, weshalb sie alles andere als 'simple' zu spielen ist [...]. Die Musiker haben die nötige Freiheit, aber eben auch die Fähigkeit, mit den Stücken zu spielen und sich nicht nur stur an der Notation abzumühen. Ullrich gibt ihnen diese Möglichkeiten als Arrangeur und als Mentor."
(Holger Pauler, Jazzthetik 05/06-2024: 34 f.) - "Schlagzeug und Bläser setzen Klangpunkte. In der ersten Minute wirkt 'The Private Eye' wie ein pointilistisches Tongemälde, doch dann umfangen dichte Bläser die Tupfer, und etwa eine weitere halbe Minute später ist Joachim Ullrichs 'Family of Choice' beim groovenden Bigbandjazz angelangt. Ein agiles Posaunensolo von Janning Trumann, abwechslungsvolle Bläsersätze im Hintergrund, zwischendurch energische Höhepunkte: Der erste der fünf 'Simple Songs' ist mit Humor, Witz, Abwechslung und Spannung gewürzt. [...] Diese fünf 'Simple Songs' leben von Abwechslung, Überraschungen und in der Free-Ära entwickelten und längst im Mainstream angekommenen Sounds. [...] Der letzte Titel bringt das Motto der fünf von Joachim Ullrich komponierten und dirigierten Titel auf den Punkt: in 'Change Of The Gamechanger' integriert er nochmals ein buntes stilistisches Feld zu einem homogenen Gesamtgeschehen."
(Werner Stiefele, Rondo, 4 Mai 2024) - "Quirlige Musik, die swingt und groovt, dass Stillsitzen Mühe bereitet - und sie entzückt neben Blue-Notes im Breitwandsound durch das Zusammenwirken aller möglicher Unterformationen. Zahlreiche Solisten (wie Heidi Bayer, Roger Hanschel, Werner Neumann) entern zudem die Mikrofone, um sich über das Punkten durch Virtuosität hinaus im wahrsten Sinn die Seele aus dem Leib zu blasen und zu spielen. Ein klasse Album, ein Muss (nicht nur) für Bigband-Jünger."
(Stefan Uhrmacher, Saarbrücker Zeitung, 31 Mai 2024: 14) - "Ullrich lässt der Band freien Lauf und nutzt den Raum für Brüche, setzt harmonische Ecken und rhythmische Kanten in den Fluss der Melodie. Und genau das macht die Scheibe so interessant und hörenswert: Ein Arrangeur und Komponist, der die Reibungspunkte zwischen freier Improvisation und Tradition zu einem knisternden Elaborat moderner Ensemblemusik schmiedet [...]. Hinzu kommt eine Band, die [...] von einer der besten Rhythmusgruppen inspiriert wird, die der europäische Jazz derzeit zu bieten hat, und mit weiteren Musikern und Musikerinnen aus der Kölner Szene großartig besetzt ist [...]. Schade, dass dieses Aufeinandertreffen nach 42 Minuten bereits zu Ende ist."
(Michael Stürm, Jazz Podium 6-7 2024: 76) - "Ullrichs Kompositionen sind von einer weiten Horizontlinie geprägt, in der fast klassisch anmutende Bigband-Arrangements – messingstrahlende rhythmische Einwürfe, mehrstimmig paralleles Linienwerk – ebenso vorkommen wie freitonale Passagen, dynamisch und klangfarblich abrupte Wechsel, ausdrucksreiche und sehr individuell artikulierte freigeistige Solo-Schmuckstücke [...] Ullrichs Familienjazz spannt sich, dem Höreindruck gemäß, von den 70ern bis in die Gegenwart. Er ist polyrhythmisch und raffiniert und verfügt über ein verschwenderisch weites Repertoire an kompositorischen Stilistiken, verliert aber bei aller internen Vielgestalt nie den Kontakt zur melodischen Kontinuität, zum gestalteten Bogen und zelebriert ausgiebig die Freude am Abschrägen bekannter Formverläufe [...]. Die nicht zu unterschätzende Kunst des klangintensiven Arrangierens beherrscht Joachim Ullrich eindrucksvoll. Dazu gehören auch Stimmungs- und Richtungswechsel, pointillistische Passagen, Parametertausch zwischen Bläser- und Rhythmus-Fraktion. All die kreativen Impulse, wie sie einst in der Kölner Saxophon Mafia versammelt waren und von ihr ausgingen, leuchten hier wieder auf im Bernstein der Bigband."
(Hans-Jürgen Linke, Frankfurter Rundschau, 22 Jul 2024) - "Die fünf Songs [...] sind alles andere als einfach sondern hochkomplex und trotzdem nicht abgehoben. Bigband Jazz auf der Höhe der Zeit vom Allerfeinsten!"
(Erk Walter, Frizz, Aug 2024: 43) - Longlist 3/2024 des Preises der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie "Jazz II"